Momentan sehen Hunderte von Millionen von Menschen auf
Fernsehbildschirmen zu, wie sich 22 Männer auf einem künstlichen Rasen um einen
Ball balgen. Der Anlass nennt sich Fussball-Weltmeisterschaft und ist eine
gigantische, von den Medien inszenierte Geld-Maschine. Spätestens seit den
Halbfinals erliegen sogar jene, die sonst nichts mit diesem Ballspiel am Hut
haben. Alle Welt guckt hin.
Gleichzeitig werden in Palästina unschuldige Zivilisten
durch Bomben und Raketen umgebracht. Unschuldig, denn die Wenigsten
unterstützen den Provokateur Hamas. Wer ein bisschen genauer hinguckt, erkennt ziemlich
schnell: die Palästinenser sind Flüchtlinge in ihrem eigenen Land. Sie sind
Vertriebene aufgrund der UNO Resolution Nr. 181, welche die Gründung eines
Staates für Juden und die Teilung des britischen Mandatsgebietes Palästina
beschloss. Tränen fliessen über verlorene Fussballchancen, nicht aber für Menschen,
die dem Raketenhagel Israels schutzlos ausgeliefert sind. Niemand guckt hin.
Das ist nur ein Beispiel.
Was nützt es denn auch, wenn wir hinschauen? Sind wir die
ewig gleichen Bilder von einschlagenden Raketen, aufsteigendem schwarzen Rauch,
zerstörten Häusern und Blut überströmten Menschen nicht leid? Kennen wir die
Dokumentationen von kranken, unterernährten Kindern, verzweifelten Müttern und
abgekämpften Vätern in der Sahel-Zone nicht bestens? Und was ist mit den
Nachrichten von rivalisierenden Banden in den Slums rund um den Globus, in
welche sich keine Polizei mehr hineingetraut? Oder das Wissen um radioaktiv verseuchte
Regionen? Warum sollen wir das denn ständig ansehen, uns informieren oder gar
engagieren?
Wir wissen, dass Politik ein schmutziges Geschäft ist und
dass es nur um Geld und Macht geht. Weshalb sollen wir uns darüber aufregen?
Wir können ja doch nichts dagegen tun!
Wegsehen, sich nicht aufregen und sein komfortables Leben
mit den üblichen Hochs und Tiefs leben? Was soll’s? Man wird ja nur noch
deprimiert, wenn man sich all diese Ungerechtigkeit auf der Welt ansieht!
Um sein Gewissen zu beruhigen, wird einer internationalen
Hilfsorganisation gespendet, wohlwissend, dass der Grossteil des Geldes in Werbung,
Reisen und in den Taschen einiger Funktionäre verschwindet. Der Aufwand, sich
für ein Objekt zu engagieren, wo die Spende direkt ankommt, ist doch schon viel
gross.
Doch da gibt es ja noch Jene, die zu Protestaktionen und
Boykotten aufrufen, Unterschriften sammeln und Petitionen einreichen. Beherzt
versuchen sie etwas in unserer verstockten, bequemen Welt zu verändern, indem
sie aufrütteln und informieren. Sie werden belächelt, selten ernst genommen.
Es gibt auch noch jene Idealisten, die sich freiwillig an
die Orte des Elends begeben, um Nahrung zu verteilen, Wunden zu behandeln und
Leid zu lindern. Sie verschliessen die Augen nicht ob all des Elends, sie geben
alles, was sie haben: ihre Energie, ihre Kraft und ihre Gesundheit – manchmal auch
ihr Leben.
Es gibt auch noch andere, die aus dem Untergrund heraus
organisieren und schreiben – und damit ihr Leben aufs Spiel setzen.
Neulich habe ich wieder einer Diskussion zu diesem Thema
zugehört und beschlossen, meine feste Überzeugung hier auf meinem Blog
mitzuteilen: wenn jeder wegschaut und niemand hinhört, machen wir uns
mitschuldig. Wie war das noch mit dem II. Weltkrieg???
Doch wenn jeder Einzelne einen (auch kleinen) Beitrag leistet, sich
engagiert und handelt, dann kann genau das den kleinen Unterschied
machen: irgendwann anständigere Menschen in die Politik zu bringen, keine
Waffen mehr in Krisengebiete zu verkaufen, Menschen vor Hunger und Elend zu
bewahren….
Sind wir doch ehrlich: es ist reine Glückssache, dass wir in
Westeuropa und nicht in Palästina, Syrien, in Somalia oder sonst wo
geboren wurden. Der Zufall als kleiner Unterschied – wie ungerecht.
In einem Punkt gebe ich dir Recht, es ist reines Glück, oder Unglück, wo auf dieser Erde wir geboren wurden.
AntwortenLöschenAnsonsten gehe ich nicht so streng mit mir ins Gericht. Wir können die Welt nicht retten. Wir können nicht alle als Veganer mit selbstgenähter Kleidung aus selbstgewebten Stoffen herumlaufen. Nicht jeder ist als Held geboren. Wenn einer "nur" spendet ist das besser wie gar nichts. Es gibt tatsächlich noch Einrichtungen in denen die Spende nicht in undurchsichtigen Kanälen verschwindet. Nicht jeder hat die gleichen Qualtitäten und kann in einen Flieger steigen um Menschen zu helfen. Es gibt überall etwas zu tun, hier können schon Diskussionen manchesmal Augen öffen. Und wenn alles zu viel wird darf man auch mal Fußball schauen. Wer mag schon beurteilen, wer wann genug Hilfe, wie auch immer, leistet. Ich maße mir das nicht an. Manche Menschen tun mehr als man denkt, manche leider auch weniger als man hofft.
Nur die Sache mit dem Zufall wo wir geboren wurden, den sollte keiner vergessen. Das könnte bei einigen Dingen schon eine Menge verändern.